Single sucht Wohnung!

Bienen und Wesen leben in großen Völkern. Bienen sind nützlich, weil sie Blüten bestäuben und Honig liefern, Wespen stören, weil sie unseren Pflaumenkuchen fressen wollen und stechen. Wenn wir hier mit unserer Betrachtung von Bienen und Wespen aufhören, verpassen wir eine ganze Menge - und unsere Gärten auch.
Von uns Menschen kaum bemerkt leben bei uns etwa 730 Bienenarten und viele davon bilden keine Staaten, sondern verbringen ihr Leben als "Singles". Die meisten dieser Solitärbienen sind kleiner als ihre staatenbildenden Verwandten und weniger auffallend. Wie die Honigbiene tragen sie ganz entscheidend zur Bestäubung der Blüten und damit zum Fruchtansatz an den Pflanzen bei.

Singlewohnung auf dem Gartentisch: Eine Solitärwespe nutzt den hohlen Griff einens Kerzenständers zum Bau einer Brutzelle. © P.Scheewe)
Singlewohnung auf dem Gartentisch: Eine Solitärwespe nutzt den hohlen Griff einens Kerzenständers zum Bau einer Brutzelle. © P.Scheewe)

Da sie als einzellebende Bienen nicht in der Lage sind große Nester anzulegen und ständig die Brut zu versorgen, bevorzugen viele kleine Hohlräume. Genutzt werden hohle Pflanzenstengel, Fraßgänge von Käfern, Mauerfugen oder von einigen Spezialisten auch Schneckenhäuser. Dort legen sie der Reihe nach kleine Brutzellen an, lagern Pollen und Nektar ein und plazieren ein Ei bei den Vorräten. Die Zelle wird dann verschlossen und meist nicht wieder besucht. Eine weibliche Solitärbiene legt in ihrem Leben zwischen 10 und 30 solcher Zellen an.

 

Auch bei den sehr artenreichen Wespen leben die meisten solitär. Als Erwachsene ernähren sie sich zumeist vom Blütennektar und bestäuben nebenbei durch den im Haarkleid haftenden Pollen Wild- und Nutzpflanzen. Für die Versorgung der kleinen Larven wird hingegen fast immer tierische Nahrung gesammelt. Je nach Art und Spezialisierung tragen sie so zur Reduzierung von Blattläusen, Fliegen und Mücken bei. Auch hier werden vielfach vorhandene kleine Hohlräume, etwa in Pflanzenstengeln, zum Bau von Brutzellen genutzt. Die Zwischenwände zwischen den Zellen werden mit Lehmmörtel, Holzmehl oder ähnlichen Material verschlossen, wobei die vorderste Zelle in einem Gang oft leer bleibt, um Fraßfeinde zu täuschen.

Wer die ganze Vielfalt der "Singles" unter den Bienen und Wespen selber beobachten will, kann sie mit einem Wohnungsbauprogramm unterstützen. Das macht Spaß und hilft Garten und Natur. Sowohl auf dem Land als auch in der Stadt werden sich erstaunliche Mieter bei den neuen Wohnungen einstellen.

Als Angebot genügen schon einige hohle Schilfhalme oder trockene Scharfgarbenstengel, die mit den abgeschnittenen Seiten nach außen in einer alten Dose an einem sonnigen Platz angebracht werden.

Wildbienenhotel. © H. Huber, NABU
Wildbienenhotel. © H. Huber, NABU

Gerne genommen werden auch Hartholzblöcke, in die Löcher von 2-20 Millimeter und der 10-fachen Tiefe ihres Durchmessers gebohrt worden sind. Mit einem Aufhänger versehen lassen sich, mit den Öffnungen zur Sonne, leicht überall an Mauer oder Bäumen aufhängen. Die Nisthölzer bleiben im Winter draußen und müssen nicht gereinigt werden.

Eine Vielzahl weiterer Ideen mit ausführlichen Bauanleitungen, bis hin zu genauen Bauplänen für ein großes Schauinsektenhaus, finden sich in der Bauplansammlung von Eduard Morawski. Diese Sammlung beschreibt die Fertigung von 50 verschiedenen Nisthilfen und Wohnhöhlen für Vögel, Insekten und Säugtiere und ist auch für Schüler und Jugendliche geeignet.

 

Die Broschüre kann bei NABU Altkreis Norden (adresse: Wilde-Äcker-Weg 42, Upgant-Schott, Tel. 0 4934 / 55 27) zum Einzelpreis von 3 Euro zuzüglich Porto bestellt werden.